Ladensterben: Der stationäre Handel in Fulda trägt Mitschuld
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Wenn für den alteingesessenen Einzelhandel Online-Marketing ein Fremdwort ist

Regionale Zeitungen und Online-Nachrichtenportale berichten seit Jahren immer wieder von schließenden Einzelhandelsgeschäften. Es sind vor allem kleine, alteingesessene Läden in bester Lage, die ihr Geschäft aufgeben.

Der Grund ist immer der gleiche: Das Internet und der E-Commerce nehmen uns die Kunden weg. Doch kann die Verantwortung nur allein auf den Online-Handel geschoben werden? Meiner Meinung nach nicht. Die Probleme sind aus Marketingsicht hausgemacht, wie das Beispiel „Klapperstorch“ beweist.

„Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“, steht auf dem Laden von Brigitte Fröhlich, der sich in der Fuldaer Karlstraße befindet. Das Geschäft verkauft Baby-Kleider und Umstandsmoden.

Am 29. August 2019 veröffentlichte Osthessen-News die Nachricht vom Schließen der beiden Geschäfte Klapperstorch und Boys & Girls. Frau Fröhlich will aus Altersgründen aufhören. Der Hauptgrund ist jedoch, Zitat:

„Das Internet und die Online-Händler macht die Einzelhändler alle kaputt, es gibt über kurz und lang nur noch Ketten in den Innenstädten“.

Website Klapperstorch Fulda
Die Website des Klapperstorchs kommt über den Status einer Visitenkarte nicht hinaus

Dass das Internet negative Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel hat, ist nichts Neues. Jedes Ladengeschäft muss damit Leben und vor allem was dagegen tun. Mir stellt sich bei dem ON-Artikel die Frage:

„Was hat das betreffende Geschäft dafür getan, um dem Kaufverlust entgegen zu wirken?“

Bei näherer Betrachtung aus Sicht einer der Zielgruppe entsprechenden Kundin so gut wie nichts.

Zielgruppe: Junge Frauen, die schwanger sind

Wer kauft denn Baby-Wäsche und Umstandsmoden? Junge, schwangere Frauen und deren Familie und Freunde. Also überwiegend Frauen im Alten zwischen 25 und 35 Jahren. Was sind diese Frauen? Online-affin. Und zwar alle.

Was bedeutet das für den Einkauf? Die Kundinnen informieren sich im Internet und in den Sozialen Netzwerken, wo sie Baby-Kleidung und Umstandsmode gut und günstig kaufen können. Womit machen die Frauen das? Mit dem Smartphone.

Natürlich gibt es auch noch so was, wie Mund-zu-Mund-Empfehlungen und ein Einkaufsbummel durch die Fuldaer Innenstadt. Doch ich bleibe dabei, dass die wesentlichen Infos aus dem Internet kommen.

Kritikpunkte: Website, Brancheneintrag, Social Media

Warum ist es in den letzten Jahren immer schlechter für den Klapperstorch gelaufen? Dieser Frage bin ich anhand der Untersuchung von Website, Brancheneintrag und Social-Media-Aktivitäten nachgegangen, mit erschreckendem Ergebnis.

Auf Facebook: Klapperstorch schließt
Über ihre private Facebook-Seite kommuniziert die Inhaberin das Ende ihres Geschäfts

Geschäfts-Website aus der digitalen Steinzeit

Schauen wir uns als Erstes die Website an. Sie enthält gerade mal drei Seiten: Home, Kontakt und Impressum. Außer, dass es sich beim Klapperstorch um die „Topadresse für Umstands- und Babymoden“ in entsprechenden Größen handelt, erfährt die Kundschaft nichts über das Geschäft. Kein Sortiment, keine Angebote, keine Basisinfos, wie Öffnungszeiten, keine schönen Fotos oder Videos. Wenn die Website als Schaufenster dient, warum ist sie dann so leer?

Nach meinen Recherchen wurde erst in 2013 überhaupt eine Website online gestellt. Seid dem hat sich quasi nichts verändert. Der Inhaberin waren die Investitionen anscheinend zu hoch. Lediglich für einen 1&1-Web-Baukasten hat das Geld gereicht.

So eine Website ist in der heutigen Zeit ein No-Go. Am besten gleich abschalten, da die Infos einfach nur abschreckend sind. Wäre sowieso besser, da sie keine Datenschutzerklärung enthält, also abmahn-gefährdet ist.

Nicht gepflegter Brancheneintrag

Viel besser wäre es gewesen, die Inhaberin hätte, anstatt einer Website, die Pflege des Brancheneintrags von Google My Business übernommen. Dieser gehört zum Standard eines jeden Unternehmens.

Bei dem Brancheneintrag vom Klapperstorch ist zwar ein Inhaber eingetragen, doch gepflegt, also vollständig ausgefüllt, ist er nicht. Vermutlich bekommt Frau Fröhlich nicht mit, wer von ihren Kunden ihr Geschäft gut oder schlecht bewertet hat. Leider ist das Ergebnis nicht berauschend. Mit 3,2 Sternen kommt der Klapperstorch nicht gut weg, was natürlich junge Kundinnen davon abhalten wird, in den Laden zu gehen. Ist Frau Fröhlich ihre Online-Reputation egal? Anscheinend ja.

Google My Business ist die Minimalanforderung an ein funktionierendes Online-Marketing. Die App des Brancheneintrags machen zwar eine Website nicht überflüssig, aber für die wesentlichen Infos ist der Dienst vollkommen ausreichend. Öffnungszeiten, Standort, Kurzvorstellung und Fotos sind wichtig zur Vertrauensgewinnung. Der Eintrag ist ja prominent platziert. Aber wenn er nicht genutzt wird, macht er eben einen schlechten Eindruck.

Eigentlich müsste Frau Fröhlich wissen, dass mit nur einem Suchwort, wie beispielsweise „Umstandsmode“, sie durch Google My Business sofort im Suchergebnis angezeigt wird. Ein Potenzial, was nicht genutzt wird. Nun ist es zu spät und die Kunden werden vielleicht eine kompetente Verkäuferin nicht mehr kennenlernen.

Für den Einzelhandel ist es absolut wichtig, den Eintrag nicht nur zu übernehmen und zu pflegen, sondern ihn aktiv für das eigene Empfehlungsmarketing zu nutzen. Die Einzelhandelskunden, die ich betreue, nutzen den Brancheneintrag strategisch und sind innerhalb ihrer Branche die besten in Sachen Bewertungen. Das macht sich nicht nur visuell, sondern auch bei den Verkäufen bemerkbar. Da, wo Kunden begeistert sind, gehen auch neue Kunden hin.

    Würden Sie hier gerne einkaufen wollen, wenn Sie dieses Ergebnis sehen?


    Was ist mit Social Media?

    Frau Fröhlich ist in Facebook zwar vertreten, aber nur privat. Die wenigen Posts zeigen mir, dass sie sich nicht ernsthaft mit der Zuckerberg-Company als Vermarktungsplattform auseinandergesetzt hat. Als Geschäft benötigt man schließlich eine Firmen-Fanpage. Auf Instagram oder YouTube ist der Klapperstorch nicht vertreten. Also auch hier sehe ich ein Marketingversagen.

    Der lokale E-Commerce hat es genauso schwer

    Bei meinem letzten Artikel habe ich mich mit der aktuellen Situation im E-Commerce beschäftigt. Herausgekommen ist dabei, dass nur die großen Marktplätze, wie Amazon und ebay vom Online-Shopping profitieren. Alle anderen Online-Händler haben damit zu kämpfen überhaupt Umsätze über ihren Shop zu generieren. Das sollte dem stationären Handel auch mal gesagt sein, denn das wissen viele Unternehmer nicht.

    Nur so am Rande bemerkt: Ich bin im Einzelhandel groß geworden und kann trotz der viele Jahre zurückliegenden Zeit immer noch behaupten, mitreden zu können. Mir ist vollkommen klar, der Verkauf ist schwieriger und härter geworden. Doch es gibt auch neue Chancen von der Entwicklung zu profitieren und sein eigener Influencer im Ladengeschäft zu werden.

    FAZIT: Nach meinen Recherchen und den Ergebnissen bleibt ein fader Beigeschmack zur Schließung des Klapperstorches bei mir hängen. Wer im Einzelhandel weiterhin ein erfolgreiches Geschäft führen will, muss sich dem geänderten Kaufverhalten durch die „Smartphonisierung“ ihrer oder seiner Käufergruppe anpassen.

    Die Zeiten Däumchen zu drehen, wenn im Laden nichts los ist, gehört längst der Vergangenheit an. Die Kunden wollen mit Fotos auf Instagram und Facebook inspiriert, und zum Kaufen angeregt werden. Nutzen Sie diese Zeit für gezieltes Online- und Social-Media-Marketing, um Kunden in den Laden zu locken. Und pflegen Sie Ihre Website und füllen diese mit nützlichen Inhalten, die Kunden interessieren.