Kurioses aus meinem Arbeitsalltag: Wenn ein Handwerksbetrieb sich in der digitalen Steinzeit präsentiert
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Kaum zu glauben, aber wahr - Heizungsbauer hat eine Firmen-Website, die ins digitale Museum gehört

 

Was erlebe ich als Content-Manager nicht so alles, wenn ich so zufällig nach einer Website recherchiere…

Ich habe den Newsletter der Mainpost abonniert. Diese bringt mehrmals wöchentlich aktuelle Informationen aus dem nördlichen Bayern zu mir in mein private Mail-Postfach. Die Schlagzeile

„Gas, Wärmepumpe, Pellets? Zu dieser Heizung rät Heizungsbauer Michael Meukel aus Bad Neustadt momentan
Ab 2024 sollen keine reinen Öl- oder Gasheizungen mehr installiert werden. Heizungsbauer Michael Meukel sagt, ob bei ihm jetzt nur noch Wärmepumpen gefragt sind. „

Liest sich interessant, denn das Thema erhitzt ja derzeit die Gemüter. Leider ist der Beitrag hinter einer Bezahlschranke, was mich aber nicht weiter interessiert, denn ich will vielmehr wissen, wie sich der Heizungsbauer mit seiner Firmen-Website zu diesem Thema präsentiert. Denn wenn es schon die Möglichkeit gibt, sich in einer Regionalzeitung als Experte darzustellen und seine Meinung kundzutun, welche Heizung denn nun momentan angesagt ist, ist das ja sicherlich auch verkaufsfördernd, wenn der Firmenchef sich auf Besucher seiner Website einstellt.

Uralt-Website, die noch mit Frames funktioniert

 

Also google ich mal nach dem Heizungsbauer und werde auch schnell fündig. Als die Website sich öffnet, wollte ich es kaum glauben. Der Betrieb präsentiert sich in der digitalen Steinzeit. Die Website dürfe über 15 Jahre alt sein und ist noch mit einer schon damals nicht mehr üblichen Frame-Technik realisiert. Dass so eine alte Website überhaupt noch funktioniert, ist schon krass.

Im Quellcode offenbart sich der Editor. Es ist ein Netobjects Fusion in der Version 5.0.2, Baujahr 2001. Zu dieser Zeit habe ich mich selbst mit HTML beschäftigt. Das ist 22 Jahre her. Mag sein, dass damals der Heizungsbauer up to date war. Doch nach mehr als 13 Jahren hat sich in Sachen Webentwicklung, Design, Geräte usw. radikal so viel verändert, dass so eine alte Website eigentlich auf den digitalen Schrottplatz gehört.

Sicherheit und Datenschutz? Fehlanzeige

 

So eine alte Website noch öffentlich zugänglich zu halten, ist schon grob fahrlässig. Mich wundert es, dass sie überhaupt noch online ist, denn ein Datenschutzbeauftragter hätte die Website schon längst abmahnen müssen. Hinweise zum Datenschutz waren damals noch nicht notwendig. Klar, es handelt sich ja um eine statische Website, die als Windows-Anwendung per WYSIWYG-Editor erstellt wurde. Die kann gar nicht mehr gepflegt werden, weil es die Anwendung gar nicht mehr gibt. Auch die SSL-Verschlüsselung fehlt, was ja in der heutigen Zeit gar nicht mehr geht.

Kein SSL

Nichts über Wärmepumpen zu finden

 

Das beste ist jedoch, dass auf der Website nichts über Wärmepumpen zu finden ist. Anscheinend waren die damals noch gar nicht zu bekommen. So was ist für mich ein Desaster. Da bekommt ein Handwerksbetrieb einen lesenswerten Artikel in der Presse und dann werde ich als möglicher Kunde mit einer völlig veralteten Website vor den Kopf gestoßen. Das ist mehr als peinlich.

Gut, jetzt könnte man sagen, dass die Heizungsbauer sich in nächster Zeit dumm und dämlich verdienen, weil so viele Hausbesitzer ihre Heizung modernisieren müssen. Aber ein Heizungsbauer sollte sich schon einigermaßen zeitgemäß online präsentieren.

Man denke nur mal an die Smartphone-User, die die Website doch gar nicht bedienen können, da es damals ja noch kein responsives Design gab. Die Website-Besucher werden deshalb gleich wieder weg sein.

Es gibt doch in meiner Branche doch immer wieder Kuriositäten. Das Handwerk hat da meiner Ansicht nach noch am meisten Nachholbedarf in Sachen Online-Präsenz und digitale Öffentlichkeitsarbeit. Gar nicht mal wegen neuer Aufträge, sondern wegen des Personals. Wer will schon in einem Betrieb arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, wenn man sich vollkommen hausbacken im Internet präsentiert. Hier ist der Betrieb ganz klar selbst schuld, wenn er die Zeichen der Zeit nicht erkennt, sich aber dann beschwert, wenn er keine Mitarbeiter gewinnt.

Wenigstens gibt es einen halbwegs gepflegten Google-Unternehmenseintrag. Der dürfte so manche Peinlichkeit umschiffen und die Sichtbarkeit erhöhen, denn die SEO der meukel.de-Website ist nicht vorhanden.