Nicht nur der Industrie und dem Einzelhandel sehen stürmischen Zeiten bevor, auch das Online-Marketing und viele Online-Shop-Betreiber werden wirtschaftlich leiden
Die wirtschaftlichen Aussichten für den Herbst/Winter 2022 sind alles andere als gut. Die Nachrichten künden, wenn auch eher verhalten, schwierige Zeiten an. Vom der Preisexplosion beim Gas, über teurer werdende Lebensmittel, bis hin zum Schließen der Industriebetriebe. Die Konsumflaute ist jetzt schon da.
Meine Branche wird auch betroffen sein. Kunden werden ihre Marketingmaßnahmen reduzieren, um Kosten zu sparen. Die Online-Marketing-Branche, jahrelang vom Wachstum verwöhnt, wird in die Rezension schlittern.
Umsatzeinbrüche bei Zalando und ebay
Beim E-Commerce ist Amazon der Platzhirsch, der seine Marktanteile in den Pandemiejahren 2020 und 2021 steigern konnte. Die anderen Plattformen profitierten kaum von der Entwicklung des vermehrten Online-Shoppings. Jetzt tritt die Konsumflaute bekannte Marken, wie Zalando oder ebay.

Digitalisierung ist kein Allheilmittel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Die Treiber der Digitalisierung, in den letzten Jahren vor allem der Staat mit zahlreichen Angeboten von Fördergeldern, werden ihr Engagement sehr wahrscheinlich zurückfahren. Denn was nützt die Digitalisierung von Prozessen, wenn Lieferketten unterbrochen sind, Waren nicht verfügbar und Logistikkosten explodieren, weil die Spritpreise massiv steigen?
Staatliche geförderte Fehlinvestitionen
Dass der gezielte Einsatz von Online-Marketing-Maßnahmen (Lokales SEO) dem stationären Einzelhandel eine stabile Kundenfrequenz gebracht hat, steht hier außer Frage. Nur waren Investitionen in Online-Shops, gesponsort vom Staat, kaum sinnvoll. So toll ein Shop zu realisieren sein mag, er muss gepflegt, dauerhaft vermarktet und immer wieder aktualisiert werden. Gerade im Einzelhandel ist der Aufwand schon oft genug unterschätzt worden und der Shop wieder abgeschaltet. Mal abgesehen davon, dass es Monate dauert, bis der Shop sichtbar wird, es sei denn er wird mit Google Ads gepusht.
Digitale Druckbetankung überfordert KMUs
Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Kleinbetriebe überfordert werden, da in sehr kurzer Zeit viel Wissen angeeignet werden muss. Nicht wenigen von meinen Kunden ist das zu viel. Zwar ist jedem ländlich, konservativem KMU’ler klar, dass ein gewisser Teil der Arbeitszeit in digitaler Kommunikation (z. B. WhatsApp, E-Mail) und ein Stück Öffentlichkeitsarbeit über Content-Marketing (Website-Pflege, Social Media) investieren muss, aber den Hampelmann auf TikTik zu machen, ist für die Babyboomer und die Generation X keine Option.
Pandemie und Ukraine-Krieg bremsen den Konsum
Für den bevorstehenden Herbst werden Konsumenten sich genau überlegen, ob sie anstehende Investitionen nicht verschieben oder abwarten, bis der Handel mit Rabatten um sich wirft. Wer in dieser Zeit in Bezug auf Wahrnehmung und Sichtbarkeit seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, wird wirtschaftlich kaum überleben. Noch vor dem Kriegsausbruch, direkt nach dem zweiten Lockdown gab die erste Textilkette namens Orsay auf. Auch Media Markt, einst der Held der braunen und weißen Ware, mit einem zuletzt gut laufenden Online-Shop-Konzept, schwächelt. Nach der Corona-Krise sollte die Erholung kommen, aber dann kam die Ukraine-Krise.
Einsparungen im Online-Marketing nicht total runterfahren
Viele Unternehmen werden jetzt anfangen alle möglichen Kosten neu zu bewerten und nach weiteren Einsparpotenzialen suchen. Da Energiepreise, Waren und Personalkosten steigen, bleibt den Inhabern keine andere Wahl, als auf die Aufgabenbremse zu treten. Marketing und Werbung stehen dabei meist an erster Stelle auf der Streichliste.
Doch ganz verzichten, vor allem auf das Online-Marketing, ist gefährlich. Vernachlässigte Websites und Social-Media-Plattformen, ignorierte, sowie schlechte Bewertungen birgt in sich die Gefahr, völlig auf die Insolvenz zuzusteuern. Menschen sind im Internet und den Sozialen Netzwerken nach wie vor sehr aktiv. Deshalb meine Empfehlungen an Einzelhandel, Gastronomie, Handwerks- und kleine Industriebetriebe:
- Zeigen Sie über Ihre Website weiterhin, dass Sie für Ihre Kunden da sind, mit Angeboten, Aktionen und Neuigkeiten
- Halten Sie Öffnungszeiten auf Ihrer Website und in Ihrem Google Unternehmenseintrag stets aktuell
- Geben Sie Feedback, wenn Kunden Ihren eine Bewertung abgeben, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ ist
- Nutzen Sie Fotos und kurze, am Smartphone produzierte Kurzvideos, um in Instagram und Facebook weiterhin präsent zu sein
- Bauen Sie sich einen Verteiler auf, indem Sie Kunden via Newsletter erreichen können. Sammeln Sie Mail-Adressen mit Einwilligung Ihrer Kunden

Smartphone als Marketing-Tool verwenden
Einsparungen in der Zusammenarbeit mit einer Online-Agentur lassen sich durch die gezieltere Nutzung des eigenen Smartphones als Marketing-Tool erlangen. Zwar ist es bequemer, Aufgaben an die Agentur zu delegieren, allerdings können Kosten reduziert werden, wenn der Inhaber eines Kleinbetriebs selbst zum „Content-Creator“ wird, wie es heutzutage gerne genannt wird.
Die Idee dabei ist, die Möglichkeiten des Smartphones und seinen Diensten, wie Kamera, Cloud-Speicher und Social-Media-Apps besser auszunutzen. Immer noch beschränken sich die Firmenchefs, beispielsweise in einem Handwerksbetrieb, nur auf telefonieren, WhatsApp nutzen und E-Mails checken. Die Kamera wird zwar zu Dokumentationszwecken der eigenen Arbeit genutzt, aber zu wenige Fotos, die relevant für Kunden sein könnten, werden nicht veröffentlicht.
Wie sich mittels Smartphone das eigene Online-Marketing effizient und kostengünstig umsetzen lässt, habe ich bereits in einem Beitrag erklärt.

Unterstützung von Verbänden
Verbände und Institutionen, wie beispielsweise die IHK, versuchen den Betrieben mit Schulungen, Prospekten und Ratgebern aus der Krise zu helfen. Doch nicht selten sind diese kaum praxisgerecht. Beispiel aus der Gastronomie: Die Digitalisierungsberatung. Alles schön und gut. Nur wenn die Branche keine Mitarbeiter mehr bekommt, weil durch Corona die gesamte Gastrobranche als Arbeitgeber weggefallen ist, bringen diese Maßnahmen gar nichts.
Hörenswerter Podcast von den Weitblickern, der sich damit beschäftigt, ob ein Online-Shop sich für den stationären Textil-Einzelhandel im Landkreis Fulda rechnet. Ebenso Aktivitäten auf den Sozialen Netzwerken.

Achtung: Auf unseriöse Anbieter von Online-Marketing-Dienstleistungen nicht reinfallen
Es ist zu befürchten, dass in den wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten unseriöse Online-Marketing-Agenturen versuchen, mit überzogenen Versprechungen neue Kunden zu gewinnen. Das Thema hatte ich bereits in meinem Beitrag ausführlich beschrieben. Ich möchte trotzdem aus aktuellem Anlass noch mal vor diesen Betrügern warnen. Egal, ob Sie angerufen werden oder eine Mail erhalten. Ignorieren Sie diese einfach oder wimmel die Anrufer ab. Gerne können Sie bei auf Rat einholen, da ich die Maschen der unseriösen Agenturen kenne.
Content zu produzieren bleibt auch in Zeiten von Inflation und Lieferengpässen die wichtigste Aufgabe
In wirtschaftlich schlechten Zeit bleibt eines von elementarer Bedeutung: Gute Inhalte weiterhin zu produzieren. Unabhängig davon, ob die nächste Social-Media-Sau durchs Dorf getrieben wird, versuchen Sie weiterhin Fotos, Videos und lesenswerte Artikel über Ihre Produkte oder Dienstleistungen für Ihre Kunden zu produzieren. Nutzen Sie dazu vor allem Ihre eigene Website zum Veröffentlichen Ihrer Themen. Sei es um ihre derzeitige Liefersituation mitzuteilen, sei es Rat zu geben, wie beispielsweise Energie eingespart werden kann oder was Sie für Ihre Umwelt tun und wie Sie nachhaltig wirtschaften. Denken Sie daran diese Informationen auf den von Ihnen genutzten Sozialen Netzwerken zu teilen. Weniger ist hier mehr. Lieber zwei oder drei Posts pro Monat mit einer interessanten Botschaft, als laufend belangloses zu veröffentlichen. Gerne unterstütze ich Sie dabei.